Vor 50 Jahren

23. November 1964


Drei schwarze Henker auf einen weißen Kopf
Leopoldville (AZ-SAPA-Reuter-AP). Etwa 1000 Weiße, Kinder, Frauen und Männer, leiden in einem Lager nördlich von Stanleyville Todesangst. Unter ihnen befinden sich etwa 700 Belgier, 60 Amerikaner und 75 Engländer. Die kommunistische Rebellenregierung in Stanleyville hat angekündigt, daß die Weißen als Geiseln getötet würden, wenn der Angriff auf Stanleyville beginnt. Für jeden Weißen – Kinder, Frauen und Männer – seien je drei Henker eingesetzt, hieß es nach einer Rebellenerklärung.
Die kongolesischen Regierungseinheiten, unterstützt von Jagdflugzeugen, Transportern und Bombern vom Typ B 26, werden im Laufe dieser Woche mit den Rebellen zusammenstoßen. Die kongolesischen Einheiten, bestehend aus 1000 Regierungssoldaten und 300 weißen Söldnern, befinden sich zur Zeit etwa 150 Meilen von Stanleyville entfernt. Der Angriff auf Stanleyville soll von zwei Seiten erfolgen. Belgien hat ein Bataillon Fallschirmjäger nach Anscension Island geflogen. Die belgischen Fallschirmjäger stehen auf der britischen Insel in Bereitschaft, um, wenn nötig, bei Stanleyville zum Schutz der als Geiseln gehaltenen Belgier eingesetzt zu werden. In Brüssel wurde bekanntgegeben, daß die Verlegung belgischer Fallschirmjäger in Übereinstimmung mit der britischen und amerikanischen Regierung aus menschlichen Gründen, nämlich zur Rettung von eigenen Staatsangehörigen, in dem Rebellengebiet erfolgt sei. In Nairobi erklärte Kenias Ministerpräsident Jomo Kenyatta, das alle „ausländischen Kriegsgefangenen“ in Stanleyville noch in Sicherheit wären. Er gab diese Erklärung ab, nachdem er mit dem „Außenminister der Rebellenregierung“, Thomas Kanza, Besprechungen geführt hatte. Die Gespräche werden fortgesetzt.


23. November 1964


Langsamarbeit bei der Post?
Windhoek (AZ). Die Postangestellten in Windhoek fordern eine Aufbesserung ihrer Bezüge. Wie in verschiedenen Städten der Republik wollen die Windhoeker Postangestellten eine Gehaltserhöhung von 30% haben. Sie rechtfertigen ihre Forderung mit der allgemeinen Erhöhung der Lebenskosten sowie mit der zunehmenden Arbeit bei personeller Unterbesetzung. Vorverhandlungen mit der Administration sollen erfolglos geblieben sein. Am Freitag, den 27. November nachmittags findet eine Urabstimmung statt. In Postkreisen rechnet man damit, daß sich etwa 90% für die Gehaltsaufbesserung aussprechen werden. Im Falle einer Ablehnung der Gehaltserhöhung durch die Administration will man die Langsamarbeit „nach dem Handbuch“ einführen.
Der streikähnliche Zustand der Langsamarbeit soll, wie aus gut unterrichteter Quelle verlautet, 21 Tage währen. Eine 30%ige Lohnerhöhung wäre ein zweischneidiges Schwert. Durch sie wird das Hauptproblem, dem sich die Post – und nicht nur diese – gegenübersieht, der Arbeitskräftemangel, kaum schnell gelöst. Bereits jetzt – vor der Langsamarbeit – werden von der Öffentlichkeit in zunehmendem Maße Unzuträglichkeiten bei den Postdiensten beanstandet.


23. November 1964


NG-Kirche nicht antijüdisch
Kapstadt (AZ). In einem Leitartikel betont die Monatszeitschrift „Die Kerkbode“, daß die NG-Kirche keineswegs antijüdisch eingestellt sei. Es wird darauf hingewiesen, daß Menschen jüdischer Herkunft zu Gemeindemitgliedern dieser Kirche gehören und auch bekehrte Juden gewisse Kirchenämter innehaben. Die NG-Kirche würde es begrüßen, wenn sie noch mehr Juden in ihre Gemeinden aufnehmen könne.
Die Juden wollten gesellschaftlich und kirchlich in erster Linie jüdisch sein. Diesen Unterschied betonten sie selbst. Christen täte dieser Unterschied leid, weil sie diesen als eine Ablehnung von Christus ansehen. Damit sei jedoch kein antijüdisches Gefühl ausgedrückt. In der letzten Zeit sei die Aufmerksamkeit vieler Menschen auf den hohen Prozentsatz jüdischer Namen im Kommunisten-Index gelenkt worden. Daß führende Juden sich gegen eine antisemitische Haltung, die dadurch inspiriert werden könne, wehren, sei zu begreifen. Jeder wahre Afrikaner empfinde es als eine Tragik, daß z. B. Menschen mit ausgesprochen afrikaansen Namen als Angeklagte in Sabotageprozessen vor Gericht erscheinen. In der kürzlichen Polemik über den Antisemitismus sei aufgefallen, daß mancher Sprecher der jüdischen Gemeinschaft über einen möglichen Antisemitismus aufgebracht war. Sie haben aber den Kommunismus nicht unumwunden verurteilt. Die jüdischen Führer würden nichts verlieren, wenn sie sich eindeutig gegen den gottlosen Kommunismus erklärten. Niemand würde annehmen, daß ihnen eine solche Erklärung aufoktroyiert worden sei. Außerdem würde dieses dazu beitragen, klaren Tisch zu schaffen.